Alles eine Frage des Marktes? Social Business vs. Nonprofit-Organisationen

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Eine steile Karriere erlebt derzeit der Begriff „Social Business“. Da wir bei SYSTOPIA gern über den Nonprofit-Tellerrand schauen, interessiert uns das natürlich. Die dahinter steckende Idee, soziale Probleme durch Unternehmertum zu lösen, ist reizvoll – unternehmerisches Denken sollte meiner Meinung nach ohnehin mehr in die Branche der „Soziale-Probleme-Löser(innen)“ Einzug halten. Denn Qualität und Produktivität bedeuten für mich in diesem Zusammenhang erst einmal, dass mit den verfügbaren Ressourcen mehr sozialer Nutzen geschaffen werden kann.

Aber können durch Social Business alle sozialen Probleme gelöst werden? Das wäre praktisch, denn dann könnte jegliche öffentliche Förderung für soziale Programme, Entwicklungszusammenarbeit und Co. umgehend eingestellt werden. Die öffentlichen Haushalte würden eine Menge Geld sparen und dennoch würde es den Unterprivilegierten besser gehen.

Dagegen spricht allerdings einiges. Zwar gibt es viele, oft sehr gute Ideen für Social Business, davon kann man sich z.B. in den Sozialgründerzentren Social Impact Lab und Sociallab überzeugen. Allerdings werden dabei soziale Probleme sehr partikular bearbeitet. Es gibt – soweit ich sehen kann – keine Instanz, die die Aktivitäten koordinieren und steuern würde, so dass sich eine Gesamtstrategie zur Lösung nicht nur von Einzelproblemen, sondern von tiefgreifenden gesellschaftlichen Spaltungen ergäbe.

Das wäre allerdings auch unpassend, denn Social Business versteht sich als marktwirtschaftlich organisierte Form Gutes zu tun, nicht als Planwirtschaft und auch nicht als Umsetzung staatlicher Wohlfahrtsprogramme. Insofern ist es das gute Recht der Sozialunternehmer, auf ihre Unabhängigkeit zu bestehen. Aber lassen sich so auch die wirklich komplexen Probleme unserer Zeit lösen, z.B. die zunehmende soziale Spaltung unserer Gesellschaft und der zunehmende Ausschluss von der gesellschaftlichen Teilhabe?

Bis auf Weiteres muss man davon ausgehen, dass es dafür der politischen Gestaltung bedarf. Soziale Gerechtigkeit lässt sich nicht ausschließlich über den Markt herstellen – genauso naiv ist es aber, darauf zu warten, dass die Politik alle Probleme löst. Sie muss auf Probleme aufmerksam gemacht und zu Lösungen gedrängt werden. Und hier haben die „klassischen“ Nonprofit-Organisationen mit ihrer Form des zivilgesellschaftlichen Engagements ihre vielleicht wichtigste Funktion, die die Social Businesses so (bislang) nicht erfüllen können.

Betrachtet man nämlich das politische System, so kann man Input- und Outputfunktionen unterscheiden. Nichtstaatliche Akteure können die Outputfunktionen des Systems ergänzen oder ersetzen, etwa indem freie Träger oder Social Businesses soziale Leistungen erbringen. Sie können aber auch an der Input-Schnittstelle wirken, indem sie durch Lobbyarbeit, PR, Zusammenarbeit mit Parteien etc. die politische Agenda mitbestimmen. Man kann den Standpunkt vertreten, dass diese Funktion nichtstaatlicher Akteure die wichtigere ist, weil hier über die soziopolitische Struktur verhandelt wird – an der Outputstelle wird das Entschiedene „nur“ ausgeführt. Die Social Businesses nehmen solche Input-Funktionen aber kaum wahr und sind insofern in der Regel unpolitisch.

Für mich ist das Fazit daher, dass Social Businesses durchaus innovative Lösungen für einzelne Probleme entwickeln können. Optimalerweise gelingt ihnen die Skalierung auf eine Größe, die ihr Handeln gesellschaftlich relevant macht. Sie machen aber keineswegs klassische Nonprofit-Organisationen überflüssig.

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